Wenn ich heute zu jemandem sage, dass ich in meiner Freizeit gerne lese, eine Leseratte bin oder sage, eins meiner Hobbys ist „Lesen“, dann zucke ich innerlich immer noch zusammen und denke mir: „Wer mich kennt, glaubt mir doch kein Wort!“ Das liegt daran, dass ich früher wirklich nicht gerne gelesen habe, und schon gar nicht Bücher. Das war mir zu langweilig, und ich habe es meistens nicht bis zum Ende durchgehalten. Vor wenigen Jahren habe ich dann begonnen, mir Hörbücher zu verschiedenen Themen anzuhören, vorzugsweise zur Persönlichkeitsentwicklung. Dann kamen Stück für Stück physische Bücher dazwischen und mittlerweile höre ich Hörbücher nur noch beim Aufräumen oder Autofahren.
Warum ist diese Gewohnheit so stark?
Man kann nur weiter wachsen, indem man sein Gehirn kontinuierlich mit hochwertigen Inhalten füttert. Kein Medium hat die besten und wertvollsten Erfahrungen der erfolgreichsten Menschen in ihren Gebieten so gut festgehalten wie Bücher, und dem würde man gänzlich entgehen, wenn man gar nicht liest. Es gibt zwar Buch-Zusammenfassungen, YouTube-Videos und Dienste, die diese Inhalte zum Hören aufbereiten, doch die Inhalte so aufzunehmen, wie der Autor es beabsichtigt, bringt eine ganz andere Tiefe. Das liegt an den Beispielen und persönlichen Erfahrungen, die in diese Texte einfließen. Sicher sind die anderen Medien besser als gar keine oder fungieren wunderbar als Ergänzung, doch können sie eine gesunde Leseroutine keineswegs ersetzen.
Welche Gewohnheiten und Bereiche profitieren vom Lesen?
Hier gibt es zwei Gruppen von Gewohnheiten, die vom regelmäßigen Lesen begünstigt werden. Das sind zum einen die Gewohnheiten, die direkt durch das Hinsetzen und sich in Ruhe in ein Buch vertiefen, leichter oder besser werden, und zum anderen jene, die durch die Inhalte der Bücher gestärkt werden.
Das Lesen selbst sollte in Ruhe passieren. Wer kann sich gut konzentrieren, wenn er von Lärm umgeben ist oder dutzend unerledigte Dinge und Termine noch auf ihn warten? Eine andere gute Angewohnheit, auf die das Gleiche zutrifft, ist das frühzeitige Abschalten vor dem Schlafengehen. Demzufolge lassen sich die beiden hervorragend kombinieren. Gehst du also eine halbe Stunde früher ins Bett oder schaltest zumindest alle Wachhalter in deiner Umgebung ab und kommst zur Ruhe, lässt sich diese Zeit exzellent zum Lesen nutzen. Beim Schlafen gehen sollte der Tag ohnehin als abgeschlossen gelten und so werden einen keine Verpflichtungen mehr abhalten. Die Augen werden beim Lesen auf natürliche Weise müde, und sobald das Lesen nicht mehr so wirklich gelingen will, ist ein geeigneter Zeitpunkt, das Buch wegzulegen und man ist auf dem besten Weg in den Schlaf. Mehr Hinweise dazu findest du in meinem Artikel über die guten Gewohnheiten, die einen guten Schlaf fördern.
Es spricht natürlich nichts gegen einen guten Roman und andere fiktive Werke, besonders wenn man vor dem Schlafen abschalten mag. Ich möchte hier jedoch explizit auf Sachbücher und Ratgeber hinweisen, die meistens dem Thema „Persönlichkeitsentwicklung“ zugeordnet werden. Auch Bücher zur beruflichen Weiterbildung können natürlich eine essenzielle Wirkung haben. Es gibt eine schier unendliche Anzahl von Ratgebern in den Bereichen Erfolg, Finanzen, Produktivität, positive Denkweise und Kommunikation, um nur ein paar wenige Beispiele zu nennen. Wenn man aus jedem Buch nur einen einzigen Gedanken mitnimmt und erfolgreich in sein Leben bringen kann, sind die Änderungen im Ganzen nach nur kurzer Zeit gigantisch. Du wirst durch die neuen Perspektiven deine eigene Einstellung hinterfragen, neue Strategien ausprobieren und lernen, wie du dir gute Ziele steckst. Vielleicht ist diese Art von Buch bisher nicht deine gewesen, oder einige schlechte Beispiele haben dich von diesem Genre abgebracht. Ich möchte dich hier unbedingt ermutigen, der Sache eine zweite Chance zu geben. Es wird dir helfen, Gewohnheiten in allen oben genannten Bereichen zu entwickeln, die deine Lebensqualität um ein Vielfaches steigern können.
Was kann die Lesegewohnheit noch zusätzlich stärken?
Um als Wenig-Leser eine solch monotone Tätigkeit regelmäßig durchzuführen, ist es fundamental, eine geeignete Zeit, sowie einen geeigneten Raum (physisch aber auch psychisch) zu gewährleisten. Damit dein Kopf für die neuen Informationen gewappnet ist, sollte er entsprechend gewappnet sein. Zwischen Tür und Angel wird vermutlich wenig hängen bleiben und wenn ständig das Telefon klingelt oder Leute hereingestürmt kommen, musst du wahrscheinlich jeden Absatz mehrfach lesen. Schau also, dass du ungestört bist und dein Kopf etwas Abstand zum Alltagsstress hat. Auch ein inspirierender Raum wie eine Leseecke, eine Bücherei oder ein aufgeräumtes Arbeitszimmer unterstützen dich dabei, in die richtige Stimmung zu gelangen. Ein paar Kopfhörer und entspannte Musik (am besten ohne Gesang) kann dir helfen, die Umgebung auszublenden.
Besonders am Anfang ist es bei der Wahl deiner Bücher wichtig, wieder Spaß am Lesen zu finden. Das gelingt dir nur dann, wenn die Werke unendlich lang oder kompliziert sind. Es sollte dir möglichst leicht fallen, und Erfolgserlebnisse sind wichtig beim Bilden einer guten Gewohnheit. Es kann dir außerdem helfen, ein Seitenziel festzulegen, das du täglich erreichen möchtest. Dieses sollte nicht zu hoch sein, um dir nicht direkt das Gefühl zu geben, du liest zu wenig. Das Wichtigste ist, dass du mindestens eine Seite pro Tag liest. Das ist symbolisch und signalisiert deinem Kopf, dass du die Gewohnheit nicht unterbrochen hast und tausendmal wichtiger, als große Schritte vorwärts zu machen. Und erfreulicherweise liest man dann doch etwas mehr, hat man einmal damit angefangen.
Wenn du die richtigen Bücher auswählst, werden diese nur so vor neuen Eindrücken und Ideen strotzen. Leider vergisst unser Gehirn auch rasch wieder, was es noch vor Kurzem gelesen hat. Es sei denn, wir machen uns Notizen und gehen diese gelegentlich durch. Dieses Vorgehen habe ich letztes Jahr etabliert und es hat die Menge an Informationen vervielfacht, die ich behalten oder umsetzen konnte. Jetzt helfen mir diese Aufzeichnungen dabei zu evaluieren, ob ich ein Buch erneut lesen möchte, oder bereiten meinen Geist auf das vor, was mich erneut erwartet, es dann schneller aufzunehmen.
Was ist hier kontraproduktiv?
Zum Schluss möchte ich dir noch mitgeben, was meiner Erfahrung nach eher zu Problemen führen kann. Mir ist es in einer hoch motivierten Zeit passiert, dass ich zu viele Bücher auf einmal beginnen wollte, da mich einige Themen gleichermaßen interessiert haben. Mir gefiel die Idee, noch schneller Fortschritte zu machen. Da Lesen aber kein Wettrennen ist, macht es hier mehr Sinn, sich auf eine Sache zu konzentrieren und eine Leseliste für zukünftige Bücher anzufertigen und dann Buch für Buch vorzugehen. Auch beim Setzen der Ziele ist es wichtig, realistisch zu bleiben und sich nicht selbst unter Druck zu setzen. Möchtest du jede Woche ein Buch lesen, ist das großartig, und du kannst auf diese Weise versuchen, 52 Bücher im Jahr zu lesen. Das ist ambitioniert und kann auf jeden Fall klappen. Wenn du jedoch kaum Zeit dazu hast, langsam liest oder längere Bücher wählst, kann das sehr schlauchen und dich unter Umständen demotivieren. Schalte hier lieber einen Gang zurück. Jedes Buch, das du schaffst, ist ein Buch mehr als viele andere Leute und sollte dich glücklich stimmen.
Kannst du gut Englisch? Wenn ja, öffnest du dich damit einer ganzen Masse an Büchern, die (noch) nicht in deine Muttersprache übersetzt worden sind. Diese solltest du natürlich dann mit in deine Leseliste aufnehmen. Wenn nicht, kannst du dir überlegen, ob es nicht wert sein könnte, dich darin zu üben. Du solltest dir aber nicht zu viel auf einmal vornehmen und es ist daher okay, einfach mit Büchern in deiner Sprache zu beginnen. Achte hier also besonders beim Online-Kauf von Büchern darauf, in welcher Sprache die Titel angeboten werden. Ich habe mich da schon das ein oder andere mal vertan, was für mich zum Glück nie ein Problem dargestellt hat.
Und zu guter Letzt: Wenn ein Buch einfach keinen Spaß macht, auch nach einer Weile keinen Mehrwert bietet oder einfach Grütze geschrieben ist: Weg damit! Nur um deinen Buchcounter zu erhöhen, ist es deine Zeit nicht wert.
Schau in Zukunft gerne weiter hier vorbei, ich werde einige meiner wichtigsten Bücher erwähnen.
Viel Spaß beim Schmöckern!
TLDR;
1) Lesen erweitert unseren Horizont in allen Bereichen, in denen wir es uns wünschen
2) Vor dem Schlafen zu lesen hilft uns früher in den Schlaf zu finden
3) Ein ruhiger Ort und eine geeignete Zeit sind essentiel um uns vernünftig konzentrieren zu können
4) Mache dir geeignete Ziele wieviel du Lesen möchtest, aber übertreibe nicht direkt. Wichtig ist die Gewohnheit nie ganz zu brechen. Lese zu Not nur wenige Seiten am Tag.
5) Notiere dir wichtige Erkenntnisse beim Lesen unbedingt direkt, damit du sie später noch einmal durchgehen kannst.
6) Lesen ist kein Wettrennen, mach wie du kannst.
7) Achte auf die Sprache in der du Bücher bestellst.
8) Breche Bücher ab, bei denen du schnell merkst dass sie für dich nutzlos sind.